Zukünftige Personenmobilität in der Schweiz
Erreichen wir Netto-Null 2030?
Die Klimastreikbewegung fordert Netto-Null[1] bis 2030, um unsere Lebensgrundlagen zu erhalten. Dazu müssen die CO2-Emissionen drastisch gesenkt werden. Knapp 40% dieser Emissionen entstehen in der Schweiz durch die Mobilität. Wie also können wir diese künftig vermeiden?
In meiner Maturaarbeit habe ich Interviews mit vier Expert*innen aus verschiedenen Bereichen der Mobilität geführt. Im praktischen Teil habe ich Messungen an einer Brennstoffzelle vorgenommen, die als nachhaltiger Antrieb von Fahrzeugen in Frage kommt.
Aus den Interviews und einer Literaturrecherche haben sich vier Massnahmen herauskristallisiert, die in Ergänzung zum heutigen öffentlichen Verkehr und der mobilité douce[1] eine emissionsfreie[2] Personenmobilität erlauben. Als Grundlage dienten mir die vier V’s, die in der „Mobilitätsstrategie Region Bern-Mittellandkanal 2040“ verwendet wurden. Diese sind Vernetzen, Vermeiden, Verlagern und Verträglich gestalten.
Mobilitäts-Hubs „Hub“ bedeutet auf Englisch „Mittel- / Angelpunkt“ und beschreibt einen Ort, der alle für den Alltag notwendigen Dienstleistungen anbietet. Hier kann zwischen verschiedenen Mobilitätsangeboten umgestiegen werden und verschiedene Besorgungen erledigt werden. Dadurch wird die Anzahl der zurückgelegten Wegstrecken verringert, es werden also Fahrten vermieden. Zudem werden Angebote vernetzt.
Mobilité douce
Da nun weniger Fahrten und kürzere Strecken zu bewältigen sind, lässt sich häufiger das Fahrrad verwenden oder mensch kann zu Fuss gehen. Es wird somit auf andere Fortbewegungsmittel verlagert. In gegenseitiger Abstimmung von Verkehrs- und Siedlungsplanung kann auch ein Beitrag zum Vermeiden geleistet werden.
First-/last-mile-Angebot
Für die verbleibenden Strecken, die nicht aus körpereigener Kraft zurückgelegt werden können, bilden on-demand-Angebote eine Lösung und ist besonders im ländlichen Raum interessant. Rufbusse fahren die Fahrgäste zur gewünschten Zeit vom gewünschten Startort zum Zielort. Fahrgäste, die in die gleiche Richtung unterwegs sind, werden gemeinsam gefahren. So werden die Fahrzeuge optimal ausgelastet. Dieses Angebot fördert das Vermeiden sowie das Verlagern und Vernetzen.
Nachhaltige Antriebstechnik
Nun fehlt nur noch ein nachhaltiger Antrieb für die benötigten Fahrzeuge vom öffentlichen Verkehr und den on-demand-Angeboten. Je nach Einsatzgebiet und Anforderungen eignen sich Elektromotoren und Wasserstoffantriebe (Brennstoffzelle). Bei beiden ist wichtig, dass der Strom beziehungsweise der Wasserstoff aus erneuerbaren Quellen gewonnen werden. Diese Massnahme gehört insbesondere der Kategorie Verträglich gestalten an.
Fazit
Die befragten Expert*innen teilen die Meinung, dass Netto-Null in der Personenmobilität der Schweiz möglich ist. Bis wann dieses Ziel realistischerweise zu erreichen ist, da gehen die Ansichten auseinander. Fest steht: Technisch ist Netto-Null in der Personenmobiltät in der Schweiz bis 2030 möglich. Die Frage ist nur, ob wir das Mögliche auch tatsächlich umsetzen.
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[1] Auf einer bestimmten Fläche werden höchstens so viele (Treibhausgas)Emissionen verursacht, als auf derselben durch natürliche Ökosysteme gebunden werden können.
[2] Der Begriff „mobilité douce“ umfasst Fahrradfahrende, Fussgänger*innen sowie diverse andere muskelkraftbetriebene Fortbewegungsarten.
[3] Die graue Energie - also die Energie, die für die Herstellung, den Transport, die Lagerung sowie die Entsorgung eines Produktes benötigt wird - wurde in dieser Arbeit nicht beachtet.
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