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DIE GEWINNER:INNEN

2022

Die eingereichten Abschlussarbeiten beeindrucken uns immer wieder neu. Sie sind so lesenswert, dass wir die Arbeiten zum Download zur Verfügung stellen. Viel Vergnügen bei der Lektüre!

1. Preis

Die Kreislaufwirtschaft im Bausektor – Eine Vision und ein Lösungsansatz in Zeiten von Klimakrise und Ressourcenknappheit

Anouk J. Waldmann, Liceo Artistico Zürich

Wie würde unsere Familiensiedlung in ihrer utopischen Zukunftsversion aussehen? Oder anders: Eine Utopie basierend auf der Kreislaufwirtschaft, wie sieht das aus? Diese Frage macht Anouk J. Waldmann zum Ausgangspunkt ihrer kreativen Suche nach innovativen Ideen für eine klimaneutrale Zukunft. Der Fokus liegt auf dem Bausektor, da dieser rund ein Viertel der schweizweiten CO2-Emissionen verantwortet. Standardisierte Gebrauchskreisläufe gehören darin noch nicht zur Tagesordnung: Oftmals werden Primärrohstoffe bevorzugt eingesetzt und jährlich werden mehrere Millionen Tonnen Bauschutt auf Abfalldeponien entsorgt. Die Autorin stellt dem Bausektor von heute jenen von morgen gegenüber. Verglichen werden darin jeweils verschiedene konventionelle und alternative Baumaterialien. Darüber hinaus zeigt sie prägnant auf, mit welchen Methoden die schonendere Ressourcennutzung gelingen kann. Diese orientieren sich an der Grundidee, den Lebenszyklus von bereits vorhandenen Materialien zu verlängern. Ganz bewusst steht der praktische Teil der Arbeit unter dem Überbegriff der «Vision», im Sinne einer zukunftsorientierten Sichtweise: Mit verschiedenen gestalterischen Mitteln werden darin in künstlerischen Modellen einzelne Aspekte der Kreislaufwirtschaft dargestellt. Das «Pilzhaus», die «Kresse-Siedlung», die «Weiterverwendungs-/Weiterverwertungs-Collage» und die «Vorhang-Box» werden am Ende schliesslich noch in einen gemeinsamen Kontext gesetzt und vereint in einem Gesamtmodell. Das Endprodukt ist nicht nur ein Symbol für die Notwendigkeit des Umdenkens von der Linearität zur Zirkularität, sondern tatsächlich dessen ästhetische Realisierung. 

2. Preis

Restraum

Sean Weik, Liceo Artistico Zürich

Sean Weik hat ein faszinierendes experimentelles Architekturprojekt entworfen. Die Idee entspringt einer Reflexion auf das Potential von Resträumen in Städten. Unter Resträumen versteht der Autor brach liegende kleine Flächen, die in Städten ungenutzt oder funktionslos bleiben. Sofern diese nicht bewusster Bestandteil der Raumplanung sind, bleibt ihr Zweck bestimmbar. Die Arbeit dokumentiert die Entwicklung eines architektonischen Konzepts, um einen spezifischen Restraum in einem vermeintlich «fertiggebauten» Quartier in der Stadt Zürich sinnvoll zu nutzen und attraktiven Wohnraum für zwei Personen zu schaffen. Dabei werden zugleich die Bedürfnisse des Quartiers und die gegebenen Bedingungen sorgfältig analysiert und die konzeptionellen Entscheidungen unter Berücksichtigung sowohl von ökologischen, ökonomischen und sozial(politisch)en Aspekten getroffen. Entstanden sind neben einer ansprechend gestalteten Prozessdokumentation ein Gebäudemodell im Massstab 1:50 und ein vereinfachtes Situationsmodell des Quartiers auf Basis von Geodaten der Stadt Zürich im Massstab 1:200 (3D-Druck). «Eine nachhaltige Verdichtung ist mehr als Effizienz, Produktivität und Technologie. Nachhaltigkeit beginnt dort, wo uns die Gebäude, in denen wir leben, am Herzen liegen.» Ausgehend von dieser Überlegung von Chris Precht zeigt diese Arbeit überzeugend auf, wie das Bedürfnis danach, sich mit seinem Lebensraum identifizieren zu können, mit Überlegungen zur Nachhaltigkeit verbunden ist.

3. Preis

Das Bruttonationalglück als mögliche Alternative zum
Bruttoinlandprodukt

Joëlle Wirth, Kantonsschule Solothurn

Joëlle Wirth ist in ihrer Arbeit der Frage nachgegangen, an welchen Werten oder Kennzahlen wir uns als Gesellschaft ausrichten und anhand welcher Instrumente gemessen wird, wie gut es uns geht. Warum orientiert sich eine Mehrzahl an Staaten weltweit in erster Linie am Bruttoinlandprodukt (BIP)? Was misst dieses Standardmass eigentlich? Warum richten wir uns primär am Wirtschaftswachstum aus und nicht am glücklichen Leben? Oder gründet unser Glück im Wohlstand? Die Autorin findet im alternativen Konzept des Bruttonationalglücks (BNG), das im buddhistischen Königreich Buthan die Grundlage der Staatssteuerung ist, ein faszinierendes politisches Instrument, das es vermag, die Kategorien, auf denen unser System auch in der Schweiz baut, auf den Prüfstand zu stellen. Die Kontrastierung des BIP mit dem BNG-Index macht sichtbar, wo die Kritik ansetzen kann: Sie zielt nicht auf die Eignung des BIP als Mass für den Wohlstand, sondern auf die Verwendung des BIP als Mass zugleich für die Wohlfahrt. Könnte das BNG in der Schweiz möglicherweise eine Ergänzung sein zum BIP? Welche Faktoren fliessen in die politische Analyse des gesellschaftlichen Zustands eigentlich mit ein? Der auf eine Literaturrecherche abgestützte umfassende Vergleich der beiden Messgrössen und der Staatsysteme, innerhalb derer diese zur Anwendung kommen, sowie die Befragung einer Fachperson des SECO lassen die Autorin zum Schluss kommen, dass letztlich eine Neudefinition dessen, was Fortschritt heisst, zu einer ganzheitlicheren Betrachtung des Wohlbefindens führen könnte. Damit wäre, und dies ist der zentrale Punkt, der Grundstein gelegt nicht nur für ein glücklicheres Leben, sondern auch für eine nachhaltigere Welt.

Zusatzpreis Wertereflexion

Plastikfrei – dem Körper und der Umwelt zuliebe

Lara Marie Sunderer, Gymnasium Lerbermatt Bern

Lara Sunderer hat sich in ihrer Maturarbeit mit dem «Zukunftsthema» Plastik beschäftigt. Sie hat aber nicht nur differenziert Informationen rund um die Geschichte und die verschiedenen Herstellungsverfahren von Kunststoffen recherchiert, sondern sich und ihre Familie davon überzeugt, gemeinsam das Experiment zu wagen, während fünf Monaten weitestgehend plastikfrei zu leben. Die Auseinandersetzung mit den Auswirkungen von Plastik in Bezug auf Umwelt, Klimaerwärmung und den menschlichen Körper wird durch den Selbstversuch konkret erlebbar und verleiht den Erkenntnissen Nachdruck. Die Ergebnisse haben schliesslich bestätigt, was andere Studien bereits nahelegten: Der Verzicht auf Plastik im täglichen Leben hat einen messbaren Effekt auf unseren Körper. Hinzu kommt das Wissen um die Emissionseinsparungen, die mit der Verhaltensänderung einhergehen. Zwar fordert dieser Entscheid einen Mehraufwand an Zeit und Geld und verlangt danach, eingespielte Abläufe und Gewohnheiten zu verabschieden. Aber es resultiert, ganz authentisch und undogmatisch, das positive Gefühl, damit etwas beizutragen zu einem zukunftsfähigen Leben von Natur und Mensch. Die im Kreis der Familie geleistete Bewusstseinsarbeit ist beeindruckend und inspirierend, sie regt zum Denken an und geht, in jedem Sinn: unter die Haut.  

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