Bauen und Wohnen im Zeichen des Klimaschutzes
Eine Vision und ein Lösungsansatz in Zeiten von Klimakrise und Ressourcenknappheit
Nach einem weiteren Jahr, in dem sich Klimawandel-bedingte Naturkatastrophen häufen, drängt die Zeit der Verwirklichung einer klimaneutralen Welt. Diese bleibt jedoch ein Versprechen für die Zukunft, deren Erreichung derzeit immer weiter in der Zeit weggeschoben wird. Dabei muss die Gestaltung einer solchen Welt in der Gegenwart angegriffen werden. In den Sektoren Verkehr, Landwirtschaft, Haushalte und Industrie, welche den grössten Anteil an Treibhausgasemissionen tragen, müssen Lösungsansätze für eine Verminderung der Emissionen schnellstmöglich entwickelt und umgesetzt werden.
In meiner Maturitätsarbeit habe ich mich deshalb mit dem Bausektor, der Teil des Industriesektors ist, auseinandergesetzt. Dieser ist in der Schweiz für einen Viertel der gesamten Treibhausgasemissionen verantwortlich.[1] [2]
Die jährliche Nachfrage von 70 bis 80 Millionen Tonnen Baumaterial wird hauptsächlich von Primärrohstoffen gedeckt. Solche Materialien landen am Ende ihres Lebens zu einem grossen Teil auf Abfalldeponien.[3] [4] Dieses ressourcenintensive Verfahren der linearen Wirtschaft ist nicht nachhaltig. Es fördert eine übermässige Ausbeutung und den wachsenden Ressourcenmangel.
In meiner Arbeit habe ich neben dem Aufzeigen von Problematiken klare Forderungen an den Bausektor gestellt, welche einen bewusst nachhaltigen Umgang mit Baustoffen beinhalten.
Prozesse bei der Wertschöpfung, der Produktion und der Planung müssen neu gedacht werden. Ein neues System, um diese Entwicklung zu unterstützen, fand ich in der Kreislaufwirtschaft. Sie steht als Gegensatz zur linearen Wirtschaft. Ressourcen können durch Wiederverwendung/-verwertung, Weiterverwendung/-verwertung, Upcycling und Downcycling möglichst lange im Umlauf bleiben.
Mit einer gestalterischen Arbeit habe ich den theoretischen Teil ergänzt. Ziel davon war es, einzelne Aspekte der Kreislaufwirtschaft herauszuheben und daraus eine utopische Zukunftsvision der Genossenschaftssiedlung, in der ich lebe, zu gestalten.
Dabei spielte die Verwendung von alternativen und innovativen Baustoffen eine Rolle, wie beispielsweise das Pilzmyzel.
Der Klimawandel wird uns auch in anderen Bereichen der Gestaltung unseres Wohnraumes zum Umdenken zwingen. Zum Beispiel wird die Begrünung von Infrastruktur, welche ich in meiner praktischen Arbeit auch thematisierte, zur zwingenden Massnahme gegen Hitze, Verschmutzung und Starkregen.
In einem weiteren Kapitel habe ich mich mit der Vision auseinandergesetzt, in der die Wohnsituation die Menschen zu grösserem Umweltbewusstsein sensibilisiert.
Die Kreislaufwirtschaft beeinflusst nämlich auch unsere Wertvorstellungen.
Folglich wird sich mit dem Abwenden von der Mentalität unserer Konsumgesellschaft unser Verhältnis der Verwendung von Ressourcen ändern. Ein sparsamer, dem Wert von Ressourcen bewussten Umgang wird zur Normalität.
Die Verantwortung, eine solche Vision in die Tat umzusetzen, darf aber nicht primär bei den Endkonsumenten, die diese Werte schon vertreten, liegen.
Denn die Nachfrage nach nachhaltigen Produkten wird leider oft durch Greenwashing umgangen. Der Mut zum Umdenken muss deshalb vor allem bei den Menschen an der Spitze einer Wertschöpfungskette geschehen, um eine wirksame Veränderung schnell vorantreiben zu können.
Das Ziel der Schweiz, bis 2050 klimaneutral zu sein, kann mit höchster Wahrscheinlichkeit nur durch ein regulatorisches Eingreifen der Regierung erreicht werden.
Ohne dies sehe ich auch die Realisation meiner Vision oder einer Form davon als unrealistisch.
Diese Arbeit wird mich auf meinem weiteren Lebensweg begleiten und motiviert mich dazu, das Wissen und die Fähigkeiten anzueignen, um vielleicht eines Tages etwas verändern zu können.
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[1] Der Bundesrat. Das Portal der Schweizer Regierung. Treibhausgasemissionen der Industrie https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/klima/zustand/daten/treibhausgasinventar/industrie.html
[2] Der Bundesrat. Das Portal der Schweizer Regierung. Treibhausgasinventar der Schweiz https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/klima/zustand/daten/treibhausgasinventar.html
[3] Der Bundesrat. Das Portal der Schweizer Regierung. Wie viel verbraucht die Schweiz?
[4] Birkenmeier, Anna (2017). Der Bundesrat. Das Portal der Schweizer Regierung. Schweiz macht sich beim Recycling von Bauschutt auf den Weg.
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