Upcycling
Ergebnis meiner Recherche und der Umsetzung eines eigenen Upcycling-Projekts
Eine Abschlussarbeit zu schreiben ist eine grosse Herausforderung, neben dem Schulalltag und den Prüfungen eine weitere Belastung, jedoch auch eine Chance die eigenen Gedanken zu formen und in ein Produkt umzuwandeln. Die Kantonsschule Zug, welche ich vor kurzem abgeschlossen habe, stellte uns für die Themenwahl unserer Maturaarbeit einen grossen Spielraum zur Verfügung. Ich entschloss mich diesen zu nutzen und mich für mein Projekt in das Gebiet des angewandten Gestaltens zu wagen.
Insgesamt vier Wochen hatte ich in den Werkräumen meiner Schule verbracht, bevor ich mich das erste Mal mit meiner Betreuungsperson getroffen habe. In den zweiwöchigen Blockwochen haben wir unter anderem ein Messer angefertigt und unser eigenes kleines Set an Keramikgläsern mit passendem Krug getöpfert. Die handwerkliche Arbeit hat mich auf eine neue Art gefordert und mir Spass bereitet. Sofort habe ich gemerkt, dass ich zwar wenig Erfahrung, aber viele Ideen und Motivation hatte endlich loszulegen.
Schon von Beginn an war für mich klar, dass ich mit gebrauchten Materialien arbeiten möchte, obwohl dies den Schweregrad erhöhen würde. Das Material lag nämlich zu Genüge bei uns zu Hause rum und wartete nur darauf wieder benützt zu werden. Ein alter Postwagen erweckte meine Neugier und liess mich nicht mehr los. So fing ich an Skizzen zu machen und Ideen zu sammeln, wie ich dem Wagen umnutzen könnte. Zuerst dachte ich an ein mobiles Gewächshaus oder ein multifunktionales Möbelstück bis ich schlussendlich die perfekte Idee hatte. Nur etwa hundert Meter von unserem Haus entfernt bauen meine Eltern ihren eigenen Wein an. Dazu gehört aber nicht nur das Pflegen der Rebstöcke und das ablesen der Trauben, sondern auch Weindegustationen. Da jedoch die eine Weindegustation im Freien immer mit einigem Aufwand verbunden war, schien der Postwagen eine Möglichkeit zu sein den Transport wie die Präsentation des Weines zu vereinfachen. Nach einigen Gesprächen mit meinen Eltern, einem Schreiner und meiner Betreuungsperson nahmen meine Skizzen immer genauere Formen an.
Anfangs wusste ich nicht, weshalb mich die Nutzung von gebrauchten Materialien faszinierte, jedoch lernte ich während dem Prozess eine Menge über Nachhaltigkeit und fing an ein tieferes Verständnis für «Upcycling» zu entwickeln. Ein moderner Begriff, welcher einen Vorgang beschreibt, welcher ganz und gar nicht modern ist. Das Aufwerten von gebrauchten Materialien fand schon lange überall auf der Welt statt, verlor jedoch an Bedeutung in unserer Konsumgesellschaft. Es war spannend mich auf verschiedene Arten in die Materie einzuarbeiten, so dass ich schlussendlich an meinem Maturavortrag aus Erfahrung und durch angeeignetes Wissen meinen Zuhörern das Thema näherbringen konnte.
Nachdem ich mich durch das Schauen von Videos und dem Lesen von Büchern über die Herangehensweise an ein Upcycling Projekt informiert hatte, musste ich lernen mein Streben nach Planung und Perfektion abzulegen. Trotzdem darf bei einer handwerklichen Arbeit nie ohne Plan gearbeitet werden und nach jedem Schritt muss noch einmal der nächste überdacht werden. Dies ist wichtig, weil die Materialien begrenzt sind, vor Allem wenn man die Ressourcen schonen möchte und man sich grosse Fehler nicht leisten kann. Natürlich hat der fertige Wagen einige Schönheitsfehler, welche jedoch dazugehören und ein selbst umgesetztes Upcycling Projekt ausmachen. Bisher gab es noch keine Gelegenheit den Wagen zu präsentieren, aber ich freue mich schon darauf meinen Wagen bei der nächsten Weindegustation in Aktion zu sehen.
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