Die Zukunft im internationalen Dialog
- Felix Eigenmann
- 27. Nov.
- 4 Min. Lesezeit
Meine Erfahrungen am International Swiss Talent Forum 2025
Nachdem meine Maturaarbeit von Zukunft schreiben nominiert wurde, erhielt ich die Möglichkeit, am International Swiss Talent Forum 2025 im Centre Loewenberg in Murten im Kanton Fribourg teilzunehmen, welches von Schweizer Jugend Forscht organisiert wird. Dieses einwöchige Forum bringt jährlich rund 70 Teilnehmende aus aller Welt im Alter von 18 bis 23 Jahren zusammen. Das diesjährige Thema des Forums war “The Future of Work”. Vor dem Forum wurden jede/r Teilnehmende einer von fünf Challenges zugeteilt, die sich mit unterschiedlichen Aspekten der Zukunft der Arbeit befassten. Ich wurde der ersten Challenge, “Bringing New Work to the Classroom“, zugewiesen. Jede Challenge bestand aus zwei Gruppen mit jeweils sieben Teilnehmenden, die unabhängig voneinander eine Lösung entwickelten.
Nach meiner Ankunft in Murten und dem Bezug meines Hotelzimmers, hatten wir die Gelegenheit, die anderen Teilnehmenden kennenzulernen. Anfangs war ich nervös, da ich niemanden kannte. Doch diese Nervosität wurde schnell zu Neugier, als mir bewusst wurde, dass es den anderen genauso ging. Vor allem, da mehr als die Hälfte der Teilnehmenden von weit her angereist waren.
Nach dem Austausch mit den anderen Teilnehmenden und einer Präsentation der wichtigsten Informationen, wurden wir in unsere Arbeitsgruppen eingeteilt. Meine Gruppe bestand aus drei Schweizern (inklusive mir), einer Österreicherin, einem Polen, einer Kanadierin und einem Singapurer. Die Stimmung in unserer Gruppe war von Anfang an locker und ich merkte schnell, dass wir gut zusammenarbeiten würden. Nach der Vorstellungsrunde forderte uns einer der Coaches mit der Aufgabe heraus, innerhalb weniger Minuten einen möglichst hohen Turm aus Spaghetti, Klebeband und Schnur zu bauen – mit einem Marshmallow an der Spitze. Dies erfordert gute Kommunikation und Zusammenarbeit – etwas, das man von einer Gruppe, die sich erst seit fünf Minuten kennt, nicht unbedingt erwarten kann. Doch wir verstanden uns so gut, dass wir noch vor Ablauf der Zeit den höchsten Spaghettiturm bauten, den unser Coach in seiner Karriere je gesehen hatte!
Nach ein paar weiteren Kennenlernspielen war der erste Tag auch schon vorbei. Unsere Gruppe verstand sich super, und wir waren alle hochmotiviert.

Am nächsten Tag stiess der Experte zu unserer Gruppe, der uns bei der Ideenfindung und Problemlösung unserer Challenge unterstützte. Nach einer ausführlichen Einführung in unser Thema, analysierten wir unser Problem: Was stört uns am aktuellen Schulsystem? Was gefällt uns? Welche Unterschiede gibt es zwischen den Schulsystemen verschiedener Länder? Schnell entwickelten wir zahlreiche Ideen zur Verbesserung des Bildungssystems. Doch unser Coach bremste uns immer wieder aus, denn Lösungsansätze sollten wir erst am nächsten Tag erarbeiten. Mithilfe des Coaches und des Experten formulierten wir ein “problem statement”: Ein Satz, der das spezifische Problem im Bildungssystem beschreibt, das wir lösen wollten. Dieser Satz war die Grundlage für den nächsten Tag, an welchem wir eine detaillierte Lösung erarbeiten sollten. Dieser Tag war für unsere Gruppe der schwierigste, da wir uns sehr lange nicht einigen konnten. Nach langen Diskussionen konnten wir uns aber doch einigen. Unser problem statement war, dass Schüler*Innen ihre Passionen und Interessen mit dem heutigen Schulsystem nicht finden können, da sie oft repetitive und für sie irrelevante Dinge lernen müssen.
Am Donnerstag durften wir endlich Lösungsansätze suchen. Mithilfe unseres problem statements kamen wir schnell zu einer zentralen Idee: Wir wollen die Passionen und Interessen der Schüler*innen fördern, indem sie mehrmals pro Woche Zeit erhalten, an persönlichen Projekten zu einem ihrer Schulfächer zu arbeiten.
Im Laufe des Tages arbeiteten wir alle Details unserer Grundidee aus. Mehrmals mussten wir die Idee unserem Coach und dem Experten präsentieren und jede ihrer Fragen tiefgründig beantworten. Durch diesen Prozess verfeinerten wir unser Konzept immer mehr, bis es schliesslich umsetzbar wurde. Am Ende des Tages hatten wir eine ausgereifte Lösung, die unser problem statement adressierte. Es war faszinierend, zu erleben, wie wir in nur einem Tag ein so detailliertes Konzept entwickeln konnten.
Am folgenden Tag erstellten wir die Präsentation unseres Konzepts. Unsere Gruppe teilte sich auf: Einige arbeiteten an den PowerPoint Folien, andere bereiteten sich auf den Vortrag auf der Bühne vor, und ich erstellte ein einminütiges Video, das unsere Idee so verständlich wie möglich erklärte. Um alles für die grosse Präsentation vorzubereiten, arbeiteten wir bis 23:00 Uhr.

Am letzten Tag präsentierten alle Gruppen ihre Lösungen vor den Teilnehmenden und zahlreichen Gästen. Auch Noëmi Preisig vom Ökozentrum war anwesend, um die Präsentationen zu sehen.
Es war beeindruckend, wie vielfältig die Lösungsansätze der verschiedenen Challenges waren. Nach jeder Präsentation konnte das Publikum der Gruppe Fragen stellen, wobei unsere Gruppe souverän alle Fragen beantworten konnte.
Die Woche ist rasend schnell vergangen, und in dieser kurzen Zeit habe ich viele wertvolle Freundschaften geschlossen. Auch wenn die kognitiv anspruchsvollen Aktivitäten meist bis spät in den Abend andauerten, fanden wir immer einen Weg, unseren Kopf freizubekommen, sei es beim Bowling, Nachtschwimmen im Murtensee oder in der Karaokebar.
Das ISTF 2025 war eine unglaublich wertvolle Erfahrung. Ich habe gelernt, dass gutes Teamwork zu viel besseren Lösungen führt, als alleine zu arbeiten. Um in kurzer Zeit zu einem Endprodukt zu kommen, musste unsere Gruppe lernen, aufeinander zu hören und klar zu kommunizieren.
Zudem habe ich erkannt, dass man nicht sofort nach Lösungen suchen sollte, sondern zunächst das Problem klar definieren, es verstehen und erst dann gezielt nach Lösungsansätzen suchen sollte. Die Zusammenarbeit mit motivierten Menschen aus aller Welt war dabei besonders spannend und bereichernd.
Ich danke dem Team vom Ökozentrum herzlichst für diese unvergessliche Erfahrung!






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